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Ein hormonelles Ungleichgewicht während der
Embryonalentwicklung scheint dazu beizutragen, dass ein Mensch
transsexuell geboren wird.
Transsexuelle sehnen sich nach einer Identität mit anderem Geschlecht
Für die Wissenschaft ist Transsexualität rätselhaft, weil sich
Transsexuelle genetisch, hormonell und anatomisch eindeutig einem
Geschlecht zuordnen lassen - jedoch nicht dem, mit dem sie leben wollen.
Eine mögliche Erklärung, warum das so ist, liefert eine deutsche Studie:
Männer verspüren eher den Wunsch, als Frau zu leben, wenn sie als Kind
im Mutterleib einem niedrigen Spiegel männlicher Geschlechtshormone
ausgesetzt waren.
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Der Neuroendokrinologe Günter Karl Stalla und seine
Mitarbeiter vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München
überprüften die Hypothese, dass Hormonstörungen für Transsexualität
mitverantwortlich sind. Dazu bestimmten sie bei mehr als 100
Transsexuellen das Verhältnis der Länge von Zeige- zu Ringfinger. Die
Differenz ist umso größer, je weniger männliche Geschlechtshormone, so
genannte Androgene während der vorgeburtlichen Entwicklung auf ein Kind
einwirken.
Männer wünschen sich öfter ins andere
Geschlecht als Frauen
"Das Ergebnis liefert für Mann-zu-Frau-Transsexuelle eine
biologische Erklärung für die Entstehung der Transsexualität",
erläutert Professor Stalla.
Bei ihnen fanden die Forscher eine andere Relation der
Fingerlänge als bei Männern, die sich auch als solche fühlen.
Die Fingergröße der Transsexuellen entsprach in etwa der von
heterosexuellen Frauen. Das zeigt, dass sie im Mutterleib
geringeren Mengen Androgen ausgesetzt waren als der
Durchschnittsmann.
Etwa einer von 12 000 Männern wünscht sich, eine Frau zu sein -
obwohl sein biologisches Geschlecht eindeutig männlich ist. Bei
Frauen ist die Transsexualität seltener, etwa eine von 30 000
biologischen Frauen wäre lieber als Mann geboren. "Der
Wunsch, das Geschlecht zu wechseln, ist meist stark ausgeprägt,
oft geradezu kompromisslos", sagt der
Neuroendokrinologe. Viele Betroffene würden berichten, dass sie
schon als Kind das Gefühl hatten, im falschen Geschlecht zu
leben. Mitunter versuchten sie, ihr biologisches Geschlecht nach
außen zu verbergen. "Schlimmstenfalls kommt es zu
Selbstverstümmelungen, Depressionen oder Suizidversuchen",
sagt der Experte. "Wir müssen weiter an den Ursachen
forschen, um besser auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen
zu können und besser in der Lage zu sein, sie therapeutisch zu
unterstützen."
pap/Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
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