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Transtalk SHG- Themenabend  im  September   2013

Erfahrungen mit Psychologen


Sascha

Nach der Begrüßung und Vorstellung aller Teilnehmer, widmete sich die große Teilnehmeranzahl dem Thema "Erfahrungen mit Psychologen". Das Thema fand bei allen ein grosses Interesse. Egal ob erst am Anfang, mittendrin oder Ende des Weges. Beim Austausch wurden einige Aspekte deutlich, die aufzeigten, das manche Erfahrungen wohl die breite Masse macht und wie unterschiedlich die Zielsetzungen sind.


Grundsätzlich kann keine Erfahrung als Ideallösung propagiert werden. Jedoch können einige Tipps gerade für "Anfänger" zusammengestellt werden:


  • Ziel: Um sich und dem Psychologen die Therapiesitzung zu erleichtern, ist es ratsam sich ein gewisses Ziel zu setzen. Was will ich erreichen? Warum bin ich hier? Was erwarte ich vom dem Psychologen? Ein Psychologe ist kein Heiler, wie man es aus amerikanischen Filmen suggestiert bekommt. Er ist ein Begleiter auf dem Weg und versucht mit dem Patienten zusammen herauszufinden wer man ist. Dies passiert nicht zwangsläufig liegend auf der Couch, sondern auch sitzend am Tisch.
  • Vertrauen: Es ist nicht sinnvoll sich einem Arzt anzuvertrauen, dem man kein gutes Gefühl entgegenbringen kann. Die Chemie muss stimmen, sonst wird man sich während der Therapie unwohl fühlen und nicht richtig aus sich rauskommen. Es ist jedoch wichtig, sich dem Psychologen ganz zu öffnen. Wie sonst soll er sonst helfen können?
  • Geduld: Oft möchte man den Weg bereits beenden, bevor man ihn begonnen hat. Da in der Regel der erste Termin schon schwer zu bekommen ist. Es ist keine Seltenheit das man auf den ersten Termin mitunter 4 oder 5 Monate warten muss. Allerdings sollte man sich davon nicht abschrecken lassen. Denn ist man erstmal als Patient aufgenommen, folgen die nächsten Termine wesentlich schneller. Auch ist Geduld im Bezug auf die Länge der Therapie gefragt. Da es für Psychologen kein Patentrezept gibt um festzustellen, ob der Patient tatsächlich Transexuell ist, bedarf es für ihn so einige Stunden um dies erstmal herauszufinden. Dazu ist es wichtig immer ehrlich zu sein und offen alle Fragen zu beantworten. Natürlich gibt es auch unter den Ärzten schwarze Schafe, die gegen Geld ein schnelles Gutachten erstellen. Allerdings sollte sich jeder fragen, ob dies der richtige Weg für sich selbst ist. Da alle Erfahrungen der Teilnehmer deutlich machten: die Zeit beim Psychologen ist nicht nur wichtig damit der Psychologe einen kennenlernt, sondern auch eine sehr wichtige Zeit um sich selbst kennenzulernen. In sich gehen zu können und nicht übereilt zu handeln. Denn würde jeder schnell handeln können, würde man schneller sich zu einem Schritt entschließen, den man im Nachhinein vermutlich anders machen würde. Somit ist es als letzte Instanz zu sehen, ob man diesen Weg überhaupt gehen will. Nicht selten kommt es vor, das der geplante erste Weg im Nachhinein anders gegangen wird nach intensiver Überlegung und Begleitung in der Therapie.
  • Offenheit: Nicht nur im Bezug Ehrlichkeit zum Psychologen zu sehen. Sondern generell offen zu sein, eine Therapie einzugehen. Es ist sinnlos, sich in jene mit der Einstellung zu begeben, das man dafür weder bereit, noch gewillt ist zu sein. Auch ist für viele anfangs nicht klar, dass die geführten Gespräche nicht ausschließlich sich um das Thema Trans drehen. Die meisten Gespräche gehen in der Regel über Familie und das Umfeld. Die soziale Verbindung zu anderen.
  • Outing: dies muss nicht zwangsläufig bereits vorab geschehen. Bei den Teilnehmern war jedoch klar ersichtlich, dass die meisten zumindest ein kleines Outing schon hatten, ehe sie sich einem Psychologen anvertrauten. Womit der nächste Punkt angedeutet wäre...
  • Verbündete: Den Weg alleine zu gehen ist nicht ratsam. Da es immer Höhen und Tiefen geben kann. Einen Verbündeten im Sinne von Vertrauten zu haben, mit dem man alles besprechen kann, ist auch nach der Therapiesitzung nicht verkehrt. Mit einem Freund lässt sich den Weg leichter gehen. Dieser muss nicht zwangsläufig selbst TS sein. Die Erfahrungen aller Teilnehmer zeigten deutlich, dass die Therapie eine Erleichterung brachte, dennoch Freunde und Bekannte eine wunderbare Stütze in der Zeit waren.
  • Partnerschaft: Manche haben bereits eine Beziehung ehe sie sich outen. Für einige ist es wichtig, das auch der oder die Partnerin bei den Sitzungen dabei ist. Entweder als Stütze oder weil die Beziehung darunter leidet. Wichtig ist, das in erster Linie der oder die Partnerin versteht, das es keine Heilung im Sinne "Wir gehen einmal hin und das Thema ist erledigt" gibt. Viele müssen so einige Höhen und Tiefen durchgehen. Hier ist es sinnvoll auch als Paar die ein oder andere Sitzung zu besuchen. Oder jeder einen eigenen Psychologen. Auch werden Eltern bei jüngeren Patienten gerne mal ins Gespräch eingebunden. Vor einer Therapie können Jugendliche auch zuerst eine Beratungsstelle mit oder ohne ihre Eltern aufsuchen. Oft ist für viele eine psychologische Beratungsstelle (für Eltern, Jugendliche und Kinder gedacht) oder Pro Familia (für alle gedacht, auch Paare) die erste Anlaufstelle, ehe ein Psychologe ins Spiel kommt.
  • Dauer: in der Regel sind die ersten 6 Sitzungen frei, sofern man kein Privatpatient ist. Danach kann der Arzt die Dauer der Sitzungen verlängern in eine Kurz- oder Langzeittherapie. Diese wird bei der Krankenkasse vom Arzt beantragt. Die Sitzungen können unterschiedlich lange festgesetzt werden. Der Durchschnitt liegt bei 20 bis 40 Minuten. Die Therapie selbst kann ebenfalls unterschiede aufweisen. Halbes Jahr, 1 Jahr, mehrere Jahre... alles abhängig vom Arzt, Patienten und Willen. Verkehrt ist es jedoch nicht, die Sitzungen länger in Anspruch zu nehmen. Da diese Zeit sich rein um einen selber dreht. Im Alltag vernachlässigt man sich oft genug. Hier besteht die Möglichkeit über sich selbst nachzudenken.
  • Anlaufstellen: Den richtigen Psychologen zu finden ist nicht immer einfach. Krankenkasse, Selbsthilfegruppen, Pro Familia, der MDK, das Internet oder andere Betroffene können hier Abhilfe verschaffen.


Zusammengefasst:
Viel Geduld, Konsequenz, Ziel und gute Chemie sollte vorhanden sein, um vorwärts zu kommen.

Wichtig wäre noch zu wissen, dass man bei Gericht nur dann die Gutachter selbst aussuchen kann, wenn keine Gerichtskostenbeihilfe angefordert wurde. Bedarf es einen Zuschuss vom Gericht, so werden die Gutachter gestellt. Dies liegt an den unterschiedlichen Verrechnungssätzen, die die Gutachter verlangen.

Dies ist nur ein grober Einblick ins Thema Psychologie. Ein Gespräch in einer Beratungsstelle ist auf jeden Fall ratsam.

Viele Grüße
Sascha
für das Team des Transtalk Karlsruhe

Vorausschau auf den kommenden Themenabend:

Der nächste Themenabend:

Termin:                   
18.10.2013
Thema:
                   Trans* & Alter
Moderation:             Michaela Butsch-Magin, anima*projekt


Hinweise:

Keiner von uns bleibt auf ewig jung und wir alle werden im Laufe der Zeit älter. Da helfen auch keine Falten- Cremes. Muss ich da vielleicht von meinen lieb gewonnenen Kleidern Abschied nehmen? Wie feminin wird mein männliches Gesicht im Alter wirken. Fragen über Fragen. An diesem Abend geht es darum, wie man Transidentität und das Älterwerden miteinander verträglich verbinden kann.

Hinweise über den kompletten Terminkalender 2013 findet ihr hier: Terminkalender 2013 ►

 

Letzte Änderung am 04.11.13