oder
Versuch einer Abhandlung
über das unendliche Breitenspektrum
„vom
Geschlechtsverwandlungswahn zur Geschlechtsumwandlung“ (Rainer Herrn)
Liebe ZuhörerInnen,
wie der Titel des
heutigen Vortrags schon aussagt, wollen wir heute versuchen unser eigenes „Anderssein“ etwas besser zu
verstehen, indem wir ein allerdings nur flüchtiges Panorama von Geschlechtswandel-Phänomenen
in anderen Kulturen, Zeiten und Sozialstrukturen aufbauen wollen – denn
nichts ist wirklich „neu“ in dieser unseren „alten“ Welt und der Mensch ist
zudem wohl nie zu alt noch etwas dazuzulernen....!
Allerdings wird dies auch
wieder nur ansatzweise geschehen können, da die Transgender-Thematik –
also die Bandbreite der zwischengeschlechtlichen Phänomene beim „Bewohnen“ des
enormen Gebiets zwischen den beiden Polen „hier Mann“ und „dort Frau“ – derart
vielfältig und komplex ist, dass man/frau darin heutzutage regelrecht versinken
kann.
Dies nichtzuletzt, da die
Flut von Publikationen über die Zwischengeschlechtlichkeit des Menschen, ob nun
psychisch oder biologisch begründet, durch die (neuen) Möglichkeiten des
Internets nahezu uferlos geworden ist. Wer beispielweise bei der Suchmaschine google.de
das Wort „Transgender“ eingibt, erhält nicht weniger als 2'800'000 Suchergebnisse und beim Eintippen
des Begriffes „Transsexualität“ sind es immerhin noch gut 170'000 Eintragungen
– das wohl veraltete Wort „Transvestitismus“ liefert allerding nur noch etwa
12'000 Eintragungen auf.
Es sei an dieser Stelle
deshalb nochmals festgehalten – wie bereits im TXKöln-Trailer geschehen – dass
wir uns in diesem Vortrag insbesondere beschäftigen mit Geschlechtswandel-Phänomenen
bezüglich :
-
der
vorderasiatischen Fruchtbarkeitskulte der Bronzezeit
-
der
untergegangenen „androgynischen Idee des Lebens“ in der Antike
-
des
kategorischen Eindeutigkeitsdenkens darauffolgender monotheistischer Religionen
(Judentum, Christentum, Islam)
-
des
ausgeklügelten Berdachen-Systems mit vier Geschlechtern bei den amerikanischen
Ur-Indianern
-
der
Hirschfelschen Ansätze von vor 100 Jahren („Der Mensch ist nicht Mann oder Weib
sondern Mann ùnd Weib“)
-
des
ausgetüftelten und gesetzlich kanalisierten Transsexualismus-„Systems“ unserer
Tage
Als ich Ende der 80er
Jahre mit der publizistischen Aufarbeitung meines seit Anfang der 70er Jahre
konsequent durchgezogenen „Frontwechsels“ begann – nachdem ich meinen ganz eigenen Traum des
„Frau-Seins“ während fast 14 Jahren auf der Bühne als Stripperin (oder etwas
edler als „Schönheitstänzerin“) hatte ausleben dürfen – waren etliche umfassend
recherchierte Publikationen die Folge. Insbesondere betraf dies meine beiden
Sachbücher „Mythos Geschlechtswandel“ (1992) und „Künstliche
Geschlechter“(1995) aus der „Hamburger Zeit“ aber ganz besonders auch meine
sechs Vorträge und Abhandlungen über vielerlei unterschiedliche Teilaspekte der
Intersexualitäts-Thematik in der menschlichen Gesellschaft als auch im
Tierreich (ein übrigens überaus faszinierendes Thema) in meiner „Berliner
Zeit“. Letztere sind übrigens nicht nur auf meiner eigenen Website
http://transmythos.wildsidewalk.com/ (aus
Maastricht) zu finden sondern auch auf der damit verlinkten Website
www.stadt.gay-web.de/transmythos
(aus Hamburg)
In jenen
Vor-Transgender-Zeiten, also vor jetzt etwa 15-20 Jahren, waren allerdings nur
Bücher und solche wissenschaftliche Publikationen aus Bibliotheken die
allerersten Quellen des damals vorhandenen zwischengeschlechtlichen
Informationsspektrums. Auf der Bücherliste der (schwulen) „Prinz
Eisenherz“-Buchhandlung zu Berlin beispielsweise gab es damals insgesamt etwas
mehr als 120 Titel über die Themen Travestie, Transvestitismus und
Transsexualität verzeichnet. In den darauffolgenden 90er Jahren – und bis heute
unvermindert anhaltend – gab es dann allerdings eine wahre Sintflut von Büchern
und Erlebnisberichten über vor allem die Transsexualitäts-Problematik (sowohl
in den USA als besonders auch in Deutschland) von „Betroffenen“, also
Transsexuellen (oder solchen, die sich dafür hielten) und von solchen
„wissenschaftlichen Kapazitäten“, die sich wichtig machen wollten. Und wer sich
heute die Mühe macht, beispielsweise auf der Website
www.transgender.de (hier aus Köln), etwas
herumzustöbern, wird konfrontiert mit einer wahren Flut der unterschiedlichsten
Büchern, Zeitschriften, Dokumentationen, Filmen und Websites über die heute so
benannte „Transgender-Thematik“ – „ein (überaus) weites Feld“ (frei nach Günter
Grass) sozusagen..!.
Das seit wenigen Jahren
aus den USA herübergewehte Transgender-Denken unserer Tage hat – wie Ihr alle
wisst – in seiner überkuppelnden Betrachtungsweise nun endlich zu einer
Aufweichung (aber nicht Auflösung) des davor so stringent gehandhabten „Kästchendenkens“
in der Sexualität geführt: Die unterschiedlichen Ausgestaltungen des
geschlechtlichen bzw. zwischengeschlechtlichen (Er-)Lebens haben langsam
angefangen „grenzenlos“ zu werden, aber es wird noch ein langer Weg (der
Erkenntnis) werden. So wie wie dies auch die Grundlage des antiken „panta
rhei“-Prinzips ist: „alles fliesst“ als weise und uralte
(Er-)Kenntnis-Wahrheit der Alten Griechen und attraktive „revival“-Option des
Neuen Denkens im „Krieg der Geschlechter“. Einen recht kuriosen Beitrag dazu
hat die bekannte US-Feministin Germaine Greer übrigens geliefert in ihrem
rezenten Buch „The future of feminism“ (und auf ihrer Vortragsreise 2004 auch
hier in Maastricht), wo sie allen Ernstes die „Ausschaltung“ der (biologischen)
Frauen vorhersagt und die gleichzeitige „Machtübernahme“ durch „künstliche Frauen“
sprich Transsexuellen – also den totalen Sieg des „männlichen Prinzips“
prognostiziert....!
Ich aber bin stolz
darauf, die neue sich allmählich durchsetzende Transgender-Idee ab Anfang
meines transsexuellen Erlebens mittels Lebensgestaltung und Publikationsspektrum
vertreten zu haben – die konsequente Durchsetzung des sozialen
Geschlechtswandels war mir immer wichtiger als die einstige einseitige
Fokussierung („Tunnelblick“) auf den chirurgischen Geschlechtswandel sprich OP.
Das heisst natürlich nicht, dass letztere nicht seine Berechtigung hätte, im
Gegenteil, doch nur als sozusagen persönlich gefärbtes „I-Pünktchen“ auf die I-Buchstaben des
ureigenen „ich will“-Entscheidungsprozesses
– selbstbestimmt und in Kenntnis aller Fakten....!
Schliesslich möchte ich
in diesem Zusammenhang mir noch den Hinweis erlauben auf das
(wissenschaftliche) Buch, das mir damals
bei meinen wahrlich intensiven Recherchen für meine Bücher die Augen
geöffnet hat und zwar für die Tatsache, dass das Wandeln zwischen den Geschlechtern
so alt ist wie die Menschheit, in allen Zeiten und Kulturen anzutreffen ist und
wahrhaftig nichts „neu“ ist im „Leben zwischen den Geschlechtern“...!
Es ist dies das
einmalige, umfangreiche und ethnologisch bzw. kulturhistorisch definierte
Sachbuch „Das doppelte Geschlecht – Studien zur Bisexualität in Ritus
und Mythos“ (Dietrich Reimer Verlag Berlin 1955/1986) von Hermann Baumann.
Ich habe im Laufe der Zeit einen gewaltigen Respekt entwickelt für das hier
eigentlich uferlose Panorama der (menschlichen) Zwischen- bzw.
Doppelgeschlechtlichkeit in allen seinen Urformen bei den alten Völkern und den
Naturvölkern zu wahrhaft allen Zeiten. Und ich kann es eigentlich einem
jeden Transsexuellen empfehlen, der sich über sich selbst, also über sein oder
ihr „Anderssein“ (hoffentlich) wundert und verstehen will, was eigentlich mit
ihm/ihr los ist - denn bekannterweise kann unsereiner nie zuviel wissen....!
Er oder sie wird dann mit
steigender Verwunderung aber (hoffentlich) auch neugierigem Staunen
feststellen können, dass es wirklich seine Richtigkeit hat mit dem uns allen
sicherlich bekannten Toyota-Werbespruch „Nichts
is unmöglich!“. So dass weiter anzunehmen ist - wenn er oder sie sich dann
am Ende des Baumannschen Buches wieder zurechtfinden soll in der alltäglichen
Transgender-Problematik -, dass man/frau sich wenigstens bewusst ist welche
riesige Dimensionen das „Anderssein“-Spektrum überhaupt beinhaltet. Und wie
wichtig es ist bei seiner bzw. ihrer ganz individuellen Bewältigung dessen,
sich zu besinnen auf die (alte) buddhistischen (Lebens-)Weisheit „Der Weg
ist das Ziel“oder wie die Belgier es so eindrucksvoll-flapsig auf grossen
Schildern entlang den Autobahnen formulieren; „Nimm Dir Zeit und nicht das
Leben“. Wobei es statt „das Leben“ auch „die Freude“ heissen darf....!
Wie bereits vorgängig
vermerkt, gehen wir bei unseren (heutigen) Betrachtungen also von der wahrhaft
unwiderlegbaren Gegebenheit aus: „Das Wandeln zwischen den Geschlechtern ist
so alt wie die Menscheit“ – so wie ich dies auch als erster Satz in
meinem Sachbuch „Künstliche Geschlechter“ (1955) formuliert habe. Allerdings
müssen wir uns davon bewusst sein, dass diese vorgenannte Feststellung sich in
erster Linie auf den sozialen oder religiösen Geschlechtswandel bezieht und
weniger auf die körperlich-chirurgische Angleichung, wie diese heutzutage
leider nur allzu dominierend in den Vordergrund gerückt worden ist – bis zur
heutigen völligen Gleichstellung „künstlicher“ und biologischer Geschlechter.
Wobei die einfache Kastration des Mannes übrigens schon immer und zu allen
Zeiten zu den unterschiedlichsten Zwecken instrumentalisiert worden ist – ab
und zu werde ich nachfolgend kurz darauf aufmerksam machen.
In diesem Zusammenhang
sei vorgängig nochmals darauf hingewiesen, dass wir zwar das Gefühl haben
können, „im falschen Körper“ zu stecken, dies natürlich aber in Wirklichkeit
nicht zutreffen kann, denn es gibt – logischerweise – nur „richtige Körper“ –
man/frau hat nur den einen...! Ich selber bevorzuge übrigens die „fremd im
eigenen Körper“-Formulierung. Ebenso müssen wir wegkommen vom
offensichtlich tief und fest eingeschliffenen Geschlechtsidentitäts-„Störungs“-Begriff
(dysphorie) und uns wieder darauf besinnen, dass wir es eher mit vielen
möglichen Identitäts-„Varianten“ zu tun haben – oder wie die Frankfurter
Seelendoktorin Dr. Inoszka Prehm es formuliert: „Transsexualität hat so
viele Gesichter, wie es Transsexuelle gibt“.
Die menschliche
Sexualität, die natürlich einen integrierenden Teil des Transgender-Erlebens
ausmacht, hatte im gesellschaftlichen Leben der bronzezeitlichen und antiken
Gesellschaften allerdings einen ganz anderen Stellenwert als heute: sie wurde
gelebt und nicht analysiert oder gar bewertet, wie dies heute (gerne) der Fall
ist – es war eben so...! Und das vorgängig bereits angemerkte „Kästchendenken“
in Heterosexualität, Homosexualität, Intersexualität, Transsexualität,
Transvestitismus, Travestie, Androgynität usw. gab es natürlich schon mal
gar nicht. Auch wenn die vier letztgenannten Ausgestaltungen neuerdings also
unter dem Generalbegriff „Transgender“ firmieren, wird sich da auf
absehbarer Zeit wohl nur allmählich etwas ändern – allzusehr hat sich das
christliche „Eindeutigkeitsdenken“ in die Köpfe einzementiert und zu einer
katastrophalen „Vernebelung“der Ausgangspositionen geführt.
Es ist in der Folge
vielfach überliefert, dass das Ausleben der Sexualität in jenen frühen Zeiten
der Menschheit oft sehr zügellos und quer durcheinander erfolgte, sodass
bereits in alttestamentarischen Zeiten gegen die damals offensichtlich weit
verbreitete Freizügigkeit in der Sexualität vehement Stellung bezogen wurde. So
heisst es in der Bibel im 5. Buch Mose (Deuteronium) 22,5:
„Eine Frau soll nicht Männersachen tragen und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen: Denn wer das tut, ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel“
sowie im 3. Buch Mose
18,22:
und nochmals im Vers 29:
Ebenso heisst es im 3.
Buch Mose 20,13:
„Wenn jemand beim Knaben schläft wie beim Weibe, dann haben sie ein Greuel getan und sollen beide des Todes sterben: Ihr Blut sei auf ihnen“
und an anderen
Bibelstellen heisst es u.a. noch:
„Wenn ein Mann sich zu einem anderen Mann wie zu einer Frau legt, haben beide Schändliches begangen. Sie sollten mit dem Tode bestraft werden, es lastet Blutschuld auf ihnen“ (Leviticus 20,13)
sowie
„Du darfst mit einem Mann keinen geschlechtlichen Umgang haben wie mit einer Frau; es wäre ein Greuel“ (Leviticus 18,22)
Schliesslich heisst im
Römerbrief 1, 26-27 noch etwas ausführlicher:
„Deshalb überliess sie Gott den schimpflichsten Leidenschaften. Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Geschlechtsverkehr mit dem widernatürlichen. Ebenso gaben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in ihrer Begierde gegeneinander: Männer trieben mit Männern Unzucht und empfingen so den gebührenden Lohn für ihre Verirrung“
sowie im Korintherbrief 6,
9 bzw. 13:
„Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte keinen Anteil am Reich Gottes haben werden? Gebt euch keiner Täuschung hin. Weder Unzüchtige noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Weichlinge, noch Knabenschänder...Der Leib dagegen ist nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn und der Herr für den Leib“
Bereits in diesen
weitzurückliegenden Zeiten gab es somit die bereits erwähnte komplexe
Verbindung von Rollentausch, Gleichgeschlechtlichkeit und Prostitution,
wobei die Aufstellung vorgenannter Verbote und Gebote unzweifelhaft
zusammenhing mit der beim Volke der Kanaanitern zu jenen Zeiten üblichen Tempel-
und Kultprostitution. Hierbei handelte es sich um einen Fruchtbarkeitskult
zu Ehren der Göttin Ashera, der Gattin der semitischen Wetter- und Himmels-Gottheit
Baal. Die in weiblicher Kleidung durch Lustknaben, auch Kedeshim genannt,
ausgeübte Tempelprostitution war den aus Ägypten kommende Juden höchst suspekt.
Aber auch biologische Intersexuelle, Hermaphroditen somit, finden wir in den
alttestamentarischen Schriften der Talmud-Gelehrten noch erwähnt. Sie wurden
dort „Saris“ genannt und auch Jesus sprach noch von den „Eunuchen, die so
geboren sind“. Es heisst dort:
„Er ist ein Mensch, der mit seinen 20 Jahren noch keine zwei Haare auf seinem Körper hat und bekommt er diese später, so ist er doch ein Sari. Er hat keinen Bart, seine Haare sind fein und sanft, sein Haut ist glatt; sein Wasser bekommt keinen Schaum, er uriniert nicht mit einem anderen, sein Samen ist nicht gebunden, er ist klar wie Wasser, sein Wein ist nicht sauer. Seine Stimme ist wie die einer Frau“
sowie in den biblischen
Schriften gar über die Kennzeichen weiblicher biologischer Intersexueller
(Ailoniths genannt):
„Ein Weib, welches, wenn sie zwanzig Jahre alt ist, noch nicht zwei Haare auf dem Körper hat. Sie hat keine Brüste und die Cohabition ist ihr widrig. Sie hat keinen Mons Veneris (Schamhügel). Sie hat eine männliche Stimme“.
Wenn wir das alles so
hören, müssen wir uns in diesem Zusammenhang allerdings bewusst sein, dass in
den jahrtausendalten vorchristlichen Zeiten, die Vorherrschaft des männlichen
Prinzips – so wie wir das bis heute in der gesellschaftlichen
Institutionalisierung des Patriarchats erleben („It’s a man’s, man’s, man’s
world“ heisst es überaus ausdrucksvoll bei James Brown) – nicht immer
derart ausgeprägt war.
Denn es gab in jenen
frühgeschichtlichen Zeiten durchaus nicht nur eine Gleichwertigkeit beider
Prinzipien – manifestiert in der „androgynischen Idee des Lebens“ der
Antike – sondern davor über lange Zeit eine Dominanz des weiblichen Prinzips,
institutionalisiert in der archaischen Verehrung der „Grossen Göttin“ bzw.
„Grossen Mutter“ bzw. „Magna Mater“ als Urmutter aller
Gottheiten, ob nun männlich, weiblich oder beides.
Hierzu sei gesagt, dass
in jenen vorgeschichtlichen Zeiten Natur und Weiblichkeit eins waren oder
prägnanter formuliert: „Am Anfang war das Weib“, d.h. alles
geschlechtliche Werden geht von der weiblichen Ursubstanz aus. Eine von den
damaligen Menschen bereits erahnte uralte Wahrheit, die in der rasenden
Wissenschaftsevolution der letzten Jahrzehnte mittels aufsehenerregender
Entdeckungen bereits mehrfach bestätigt worden ist: Das männliche Geschlecht
entsteht erst zwei Monate nach der Zeugung durch das Umlegen eines einzigen
Gen-Schalthebels namens SRY-Gen (SRY für Sex-determining Region
Y-chromosome) nur aus der weiblichen Urstruktur.
Jedermann würde als
weibliches Wesen zur Welt kommen, wenn es im Gen-Programm der Embryonen nicht
diesen genetischen Schalthebel geben würde und nur wenn dieses SRY-Gen in der
siebten Schwangerschaftswoche betätigt wird, kann der bis dahin weibliche
Foetus männliche Geschlechtsmerkmale entwickeln. Mittels einer Kette
biochemischer Reaktionen werden aus ursprünglich weiblichen Organanlagen
spezifisch männliche, aus den vorgesehenen Eierstöcken entstehen Hoden und aus
den während zwei Monaten primär weiblichen Embryonen entwickeln sich
schliesslich erwachsene Männer. Und bei Störungen in diesen kaskadenartig
ablaufenden Prozesse ergibt sich dann wieder „ein weites Feld“
unterschiedlichster Formen der biologischen Intersexualität. Mit im
prinzipiellen Sinne jedoch einer ganz anderen Ausgangslage - als sozusagen
vorgeburtlicher „Irrtum der Natur“ - im Vergleich mit der psychischen
Intersexualität (sprich Transsexualität) als nachgeburtlicher „Irrtum des
Menschen“ (ausgetragen im Rahmen eines späteren gesellschaftlichen „nature-nurture“-Konflikts).
Aber die biologische Intersexualität von Mensch und Tier ist (leider) nicht das
Thema des heutigen Vortrags – vielleicht ein anderes Mal...
Ihr könnt aus diesen
kurzen Ausführungen zur Biologie des Menschen ersehen, wie weit und wie schnell
wir abdriften können in der Materie und deshalb wollen wir nun endlich zu
sprechen kommen auf die bereits kurz erwähnten Fruchtbarkeitskulte der
Bronzezeit rund um die „Grosse Mutter“, die „Magna Mater“, als Symbol
dieser vorher aufgezeigten Ur-Weiblichkeit. Denn in jenen
vorgeschichtlichen Zeiten waren - wie bereits ausgeführt - Natur und Weiblichkeit eins: die
Fruchtbarkeit der Frau, deren biologische Grundlagen damals noch nicht
durchschaut wurden, rief Furcht und zugleich heilige Scheu hervor. Die Menschen
der Frühzeit spürten intuitiv das „Geheimnis des Lebens“, das jede Frau
ganz selbstverständlich (oder auch nicht...!) in sich trägt – die Reproduktion
aus sich selbst mittels der integrierten Existenz einer „(Gebär-)Mutter“(um es etwas
flapsig auszudrücken...).
Die frühgeschichtlichen
Menschen verehrten in einem solchen Sinne die „Magna Mater“ als die Gottheit,
die die ganze Schöpfung mit dem kraft- und lebenspendenden „Blut des Lebens“
(sprich Menstruationsblut in der ursprünglichen Deutung) durchdrang. Die
uralten Fruchtbarkeitsgöttinnen, wie die ägyptische Isis, die
sumerisch-babylonische Tiamat, die semitische Astarte, die syrische Anath, die
griechische Hekate, die keltische Andrata oder die germanische Freya wurden als
„Grosse Göttin“ jedoch dabei nicht nur als Erhalterin des Lebens, sondern
gleichzeitig auch als Todesgöttin dargestellt. Fruchtbar und furchtbar waren Begriffe,
die zusammengehörten im „Magna Mater“-Mythos oder wie der Historiker Erich
Neumann es ausdrückte: „Tötung, Opfer, Zerstückelung und Blutdarbringung
sind magische Instrumente der Fruchtbarkeit“
Es wurden in diesem
rituellen Denken dabei besonders Blutopfer – nichtzuletzt Menschenopfer
vorwiegend männlichen Geschlechts – gefordert, denn in jenen Urzeiten der
Menschheitsgeschichte galt nur das Blut – und ganz besonders Menstruationsblut
– als Medium der Fortpflanzung des Lebens von Sippe oder Stamm („Blut des
Lebens“). Auch in heutigen Zeiten finden wir noch solche Assoziationen mit
Begriffen wie „Blutschande“ (Inzest), „Blutrache“ oder „Blutsbruderschaft“
erhalten geblieben.
Auch in den vielen
weltweiten Schöpfungsmythen ist diese uralte Blut-Symbolik enthalten.
Beispielsweise in der babylonischen Vorstellung der „Grossen Göttin“ Ninhursag
(das Gegenstück zur ägyptischen Muttergöttin Hathor), die die Menschen aus Lehm
gemacht habe und ihnen das „Blut des Lebens“ einflösste. Sogar der biblische
Name Adam liegt diese Art Magie zugrunde, denn das weibliche „adamah“ bedeutet
„blutiger Lehm“, wurde jedoch später im euphemistischen Sinne mit „roter
Erde“ übersetzt. Eine ähnliche Blut-Symbolik finden wir beispielsweise
heutzutage gleichfalls noch erhalten geblieben im Auslegen des „roten Läufers“
für hohe Staatsgäste – lang, lang ist’s her....
Zurückkommend auf die
eigentliche Thematik dieses Vortrags kann deshalb – in stark vereinfachter Form
allerdings – gesagt werden, dass für die alten Völker des Orients in ihrer
alles umfassenden Verehrung der „Grossen (Mutter-)Göttin“ die vorbeschriebene
Blut-Symbolik einen überaus überragenden Stellenwert in ihrem
gesellschaftlichen Verständnis von Leben, Tod, Fortpflanzung und
Transgender-Manifestation hatte.
Deswegen versuchten die
Männer an diesem Fruchtbarkeits-Syndrom der Frauen teilzuhaben und dies ganz
besonders über die Handhabung der rituellen Kastration. Die primitive Absicht
dabei war zweifellos – im magischen Sinne und in Anlehnung an mythologischen
Ueberlieferungen – einen männlichen Körper in einen weiblichen zu verwandeln,
indem die (überflüssigen) baumelnden Genitalien durch ein blutendes „Loch“ –
als Imitation des Menstruationsvorganges – ersetzt wurden. Sämtliche
Mythologien der Welt legen in der Folge dann auch den Schluss nahe, dass die
Männer, bevor sie ihrere reproduktive Rolle verstanden, versucht haben, sich
selbst zu „Frauen“ zu machen – in der Hoffnung dadurch eine ähnliche
Fruchtbarkeit wie die biologischen Frauen zu erhalten.
Diesbezüglich gut überliefert
ist beispielsweise der Fruchtbarkeitskult um die „Grosse Göttin“ Kybele,
beheimatet im sumerischen Kleinasien, im Königreich Phrygien rund um die Stadt
Hierapolis. Das damit verbundene Fruchtbarkeitsbrauchtum, vergleichbar mit dem
griechischen Artemis- bzw. dem römischen Diana-Kult, verbreitete sich in
späteren Zeiten durch den Aufstieg Roms zur „Weltmacht“ (aber nichtzuletzt auch
durch das ungezügelte Zutun verschiedener bizarrer Kaiser wie Caligula und
Caracella) im gesamten römischen „Weltreich“ jener Tage.
Der Kult geriet vor allem
durch die in Frauenkleidern auftretenden Weibmann-Priester, Galli
genannt, zu einem riesigen religiösen Spektakel, wobei vor allem beim
sogenannten Frühlingsfest auch das Volk ausser Rand und Band geriet. Es wurden
ekstatische Zeremonien bis zum oft tödlichen Exzess zelebriert, wobei die
Kastration des Mannes mit wahrer Inbrunst betrieben wurde, d.h. die Priester
und mit ihnen viele Gefolgsleute entmannten sich dabei selber (wie dies
heutztage noch die indischen Hrinjas praktizieren) und warfen ihre
abgeschnittenen Genitalien während der Umzüge in die Häuser, deren Besitzer sie
daraufhin mit weiblicher Kleidung ausstatten mussten.
Dieser Kastrations-Mythos
wurde auf den entmannten Hohepriester Attis der „Grossen Göttin“ Kybele
zurückgeführt, der wegen seiner Untreue zur Strafe „impotent“ gemacht wurde
bzw. werden sollte. Andere Quellen sprechen davon, dass die Mutter-Göttin, die
„Dea Syria“, die abgeschnittenen Genitalien der entmannten Priester und deren
Jünger gewaschen und gesalbt und sie dann der Erde übergeben habe, sozusagen
als (überaus blutiges) Vegetationsopfer. Als sich dann diese syrische
Ursprungsform des Kybele-Kults ab 200 v. Chr. auch in der Stadt Rom selbst
auszubreiten begann, wurden die Kastrationstechniken allmählich verfeinert,
d.h. dieselben wurden daraufhin bei lärmender, ekstatischer Musik und Gesang
mittels eines gezielten Schnittes mit dem Zeremonienschwert durchgeführt. Die
ursprüngliche Kultstätte der Kybele ist übrigens auch heutztage noch im
heutigen Syrien bei der Stadt Tambuk-Kalessi zu besichtigen.
Eines der am besten
gehüteten Geheimnisse der frühen Christenheit war übrigens die Aufforderung an
den speziellen inneren Kreis der Eingeweihten sich selbst zu entmannen um durch
diesen Beweis der Keuschheit die grössere Gottesgnade zu erhalten. In der Bibel
heisst es dazu: „Manche sind von Geburt an zur Ehe unfahig....manche haben
sich selbst dazu gemacht – um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann,
der erfasse es“ (Matthäus 19,12).
Eine solche
aufsehenerregende Belebung der rituell-religiösen Kastration fand übrigens zu
neueren Zeiten statt innerhalb der 1775 gegründeten russisch-rumänischen Sekte der Skopzen,
wobei diese der Meinung waren, dass die Entfernung ihrer Genitalien ihnen
weitreichende spirituelle Kräfte verleihen würde – der „verrückte Mönch“
Rasputin, Berater der Zarenfamilie, war Mitglied dieser sich in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts in bedrohlicher Weise ausbreitende Skopzen-Sekte...
In diesem vorher zitierten
Zeitraum der Bronzezeit und der Antike wurde wie gesagt die Nähe zur Natur mit
ihrem rhythmischen Auferstehen und Erstarren oft über den dauerhaften oder auch
nur temporären Geschlechtswandel gehuldigt. In darauffolgenden Zeiten, als das
männliche Prinzip sich immer mehr durchzusetzen begann, verlagerte sich das
Ganze dann immer mehr in die „himmlischen Sphären“, weg von „Mutter Erde“
(biblischer Text: „Macht Euch die Erde untertan“). Und das
Christentum sollte dann die äusserste Hybris, den symbolischen „Muttermord“,
begehen, indem es eine ausschliesslich männliche Theologie schliesslich
begründete – allerdings unter den gravierendsten und eklatantesten Umdeutungen
natürlicher, menschlicher und geschichtlicher Wahrheiten. In der Villa Albani
zu Rom beispielsweise befindet sich eine antike Skulptur der damaligen
Himmelskönigin Diana – in der Gestalt der vielbrüstigen Artemis –, von der die
christlichen Evangelien „die völlige Zerstörung aller Tempel der
Diana, der Grossen Göttin, die von der ganzen Provinz Asien und von der
ganzen Welt verehrt wird“ verlangten. Weiter heisst es darin:
„Aber es will nicht
allein unserm Handel dahingeraten, dass es nichts gelte, sondern auch der Tempel der Grossen Göttin wird für nicht
geachtet werden, und wird dazu ihre Majestät untergehen, welcher durch ganz
Asien und Weltkreis Gottesdienst erzeigt“ (Apostel 19,27).
Die streitbare
amerikanische Feministin Camille Paglia („Die Masken der Sexualität“, Berlin
1993) sagt zur regelmässig aufflammende Natur-Kultur-Diskussion im religiös-geschichtlichen
Sinne (Transgender-Denken als Folge) hierzu u.a.:
„Das Buch der Genesis
ist eine männliche Unabhängigkeitserklärung von den uralten Mutterkulturen. Am
Anfang war nicht das Wort, sondern die Natur (d.h. „das Weib“). Deren unermesslicher und
unergründlicher Charakter wurde nicht von einem „Männer“-Gott verkörpert,
sondern durch die Fruchtbarkeit einer „Grossen Mutter““
Der Transvestitismus als
solcher war jedenfalls aus den damaligen vorchristlichen Stadtkulturen nicht
wegzudenken und auch im geselschaftlichen Sinne gleichfalls völlig integriert –
inklusive der damit zusammenhängenden Prostitutionsvorgänge. Wir hörten bereits
von der Tempelprostitution der „Kedeshim“-Lustknaben in weiblicher Kleidung und
Aufmachung zu Ehren der Muttergöttin Ashera in Kanaan, auf die die
unterschiedlichen, bereits erwähnten biblischen Ver- und Gebote wohl
zurückgeführt werden können.
Bei den Babyloniern galt
die Göttin Ischtar als doppelgeschlechtlich und (bereits) dem „himmlischen“
Venus-Stern geweiht: abends weiblich, morgens männlich. Dabei wurde sie oft
dargestellt in einer vertikalen Teilung mit einer linken, weiblichen und einer
rechten, männlichen Hälfte sowie mit aus ihren Schultern wachsenden Pflanzen,
oft auch mit Bart – ihr Geliebter war der Vegetationgott Tammuz (Urform von
Thomas). Typisch für diesen Kult um die „Magna Mater“ Ischtar waren die
weibmännlichen Kultpriester, die Kurgaru oder Asinnu genannt
wurden und deren „Männlichkeit“ Ischtar in „Weiblichkeit verwandelt hatte.
Ausser bei den
orgiastischen Festen zu Ehren Ischtars wirkten diese Kultdiener auch mit beim
Neujahrsfest zu Babel sowie bei den in damaliger Zeit üblichen grösseren
Kranken- und Hexen-Beschwörungszeremonien. Und im rein geschlechtlichen Sinne
war ihr Verhalten zweifellos homosexuell, doch wie bereits vorgehend
auseinandergesetzt, dachten die damaligen Menschen – so ist wohl anzunehmen -
sich nichts bei diesen gleichgeschlechtlichen Kontakten – es war eben so!
Allerdings dürfte in diesem Denken natürlich die damalige Fortpflanzungsungewissheit
hinsichtlich des männlichen Anteils daran sicherlich eine entscheidende Rolle
gespielt haben.
Stets gilt es jedoch bei
den vielen Geschlechtswandel-Manifestationen im Rahmen der Fruchtbarkeitskulte
im Kleinasien der Bronzezeit bzw. der griechisch-römischen Antike an die dem
Ganzen zugrundeliegenden „androgynische Idee des Lebens“ zu erinnern.
Diese besagt, dass die
Zusammenlegung beider geschlechtlicher Potenzen eine höhere Wirkächtigkeit
darstellt als jede für sich, d.h. die Geschlechter sind für ihre
gesellschaftliche Verwirklichung auf einander angewiesen. Und dies manifestiert
sich durch die gelebte Androgynität als die Sehnsucht nach der Einheit,
nach der Ueberbrückung der Gegensätze bzw. derer Ueberwindung – nach Harmonie
somit. Wobei diese Sehnsucht auch die Suche nach dem Früheren, nach dem
Verlorengegangenen, nach dem Paradies der Mehrwert-Lebensmöglichkeiten
beinhaltet – sozusagen nach dem Anfang von Allem. Und dieses ursprüngliche
Denken ist auch dafür verantwortlich, dass in den Welterklärungsmustern jener
alten Zeiten dies alles eine überaus herausragende Rolle spielte, nichtzuletzt
als Reaktion darauf in den vielen alttestamentarischen Schriften bzw.
darauffussenden biblischen Texten, wie wir schon mehrmals erwähnten.
Besonders ausgeprägt
finden wir diese „androgynische Idee des Lebens“ in der griechischen
Mythologie aber auch im Alltag – die allgegenwärtigen doppelgeschlechtlichen
Tendenzen besonders im antiken Griechenland (aber auch im antiken Rom) haben
dabei vor allem die Kluft zwischen heterosexueller und homosexueller Liebe
überbrückt, die in der gängigen „Meister-Schüler“-Beziehung (auch
Päderastie genannt) ihre gesellschaftlich anerkannte Institutionalisierung fand. Der zur Zeit
laufende Missbrauchs-Prozess gegen den amerikanischen Popstar Michael Jackson
beweist, wie aufsehenerregend diese Problematik heutzutage zum Tragen kommen
kann.
Gerade die Griechen
spielten die Männlichkeit des Mannes und dieWeiblichkeit der Frau – bei anderen
Völkern und im Monothismus geradezu zwingend betont – eher herunter. Und in der
idealisierten, in zahlreichen Abbildungen und Statuen verherrlichten
Darstellung des Hermaphroditen wurde die Trennung gar völlig aufgehoben,
allerdings mit einer Teilung diesmal im horizontalen Sinne, d.h. meistens oben
„weiblich“ mit Busen, unten „männlich“ mit Genitalien und mit „männlicher“,
schlanker Figur (das Urbild der Magna Mater dagegen zeigt dagegen immer stark
ausgeprägte weibliche Geschlechtsmerkmale (vor allem üppiges Becken)).
Aus diesem Androgyn-Kult
der Gleichwertigkeit des männlichen und des weiblichen Prinzips ging auch die
Vorliebe der Griechen für rituelle transvestitische Veranstaltungen vielerlei
Art hervor – bei religiösen Festen pflegten selbst Männer, die sich
ausschliesslich heterosexuell verhielten, in Frauengewändern zu erscheinen. Wie
beispielsweise im Rahmen der speziell auf die Oberschicht bezogenen Dionysos-
und Herakles-Kulte in Athen und Rom.
Zum Herakles-Kult auf der
heutigen Ferieninsel Kos hiess es beispielweise in der entsprechenden
Üferlieferung: „Ebenso kleideten sich bei den Mysterien des Herakles die
Männer in Frauenkleidern, damit der Samenkeim nach der Rauhheit des Winters zu
erweichen anfängt“ - ein deutlicher Hinweis auf den damals
allgegenwärtigen Bezug zwischen Geschlechtswandel (im sozialen Sinne hier also)
und Jahreszeitenwechsel (wie bereits bei den Sumerern aufgezeigt). Aber auch
von diversen bekannten griechischen Philosophen wie Platon, Sokrates und
Agathon ist eine solche Travestie überliefert worden.
Bezüglich des gleichfalls
allgegenwärtigen Päderastie-Vorkommens in der griechischen Gesellschaft sei
noch vermerkt, dass zu den weniger respektablen Auswüchsen nichtzuletzt auch
eine überaus florierende Knabenprostitution auf Athens Strassen gehörte.
Die Knabenprostituierten gingen dabei in weiblicher Kleidung und Aufmachung die
Strassen auf und ab und wurden als „Schande“ betrachtet, hervorragend
und witzig dokumentiert durch ein Athenisches Sprichwort jener Tage, in dem es
hiess: „Es ist leichter, fünf Elefanten in der Achselhöhle zu verstecken als
einen jener Knaben“.
Möglichst schrill war
also bereits zu jenen Zeiten angesagt und wie sich die Geschichte wiederholt,
zeigen die 90er Jahre im Pariser „Bois de Boulogne“, dem damaligen
Transvestiten- und Transsexuellen-Dorado par excellence mit zeitweise an die
tausend (männlichen) Prostituierten – oder wie es süffisant in den Medien
hiess: „Das grösste Bordell der Welt“.... Mit rigorosen und
manchmal brutalen Polizeiaktionen wurde „die Schande“ – so der damalige
Bürgermeister von Paris und heutiger französischer Staatspräsident Jacques
Chirac – wieder beseitigt und zu relativ „normalen“ Verhältnissen
zurückgekehrt. Und auch im Spiegel (38/1995) erschien in jenen „wilden 90er
Jahren“ eine ausführliche Reportage über ähnliche Zustände im Gewerbegebiet
„Gross Rimini“ an der italienischen Adria-Küste – Man(n) gönnt sich ja sonst
nichts...!
In seinem Esay „Über die
androgynische Idee des Lebens“ hat übrigens der Amsterdamer „Professor L.S.A.M.
von Römer“ im Jahre 1903 – im Rahmen der von Magnus Hirschfeld herausgegebenen „Jahrbücher
für sexuelle Zwischenstufen“ (V. Jahrgang, 1903) - auf diese so überaus zahlreichen
zwischengeschlechtlichen Aspekte in der griechischen Mythologie und
Gesellschaft hingewiesen. In einer Neu-Edition dieser Jahrbücher der Jahrgänge
1899-1923 (Frankfurt a. Main/Paris 1984) heisst es dazu im Vorwort (ich
zitiere):
„Die von 1899-1923 erschienenen Versuche zu
einer synoptischen (gleich vergleichenden)
Neuortung eines fliessenden Übergangs von Mann und Frau. Entstanden im Berlin
der Jahrhundertwende sind sie selbst der Spiegel eines schillernden Zwitters
von engagierter Subjektivität und voyeuristischer Wissenschaft. Stärker als
auch im ersten Band der Auswahl steht im Mittelpunkt dieses zweiten Bandes die
These vom „Dritten Geschlecht“ (durchaus vergleichbar mit der „Kleinen
Lösung“ des TSG) und vom „Androgynen Mythos“. Die mann-weibliche
Zwischenstufentheorie wird hier anthropologisch und kulturhistorisch fundiert.
Sichtbar werden soll der Phänotyp des „Intersexuellen Menschen“. Die
Faszination , die von jeher körperliche und seelische Zwischenformen der
Geschlechter ausüben, hat auch eine religiöse, eine mythische Dimension. In
fast allen Weltentstehungsentwürfen wird die esoterische Vorstellung einer
höchsten androgynen Gottheit erkennbar. Das nichtzuletzt dadurch bestimmte
Ideal der männlich-weblichen Ganzheit klingt an in der sich bis heute
fortsetzenden Suche nach einer umfassenden Geschlechtsidentität. Die
Besonderheit dieses Menschenbildes wird von den Autoren gefordert, beschrieben,
interpretiert“
Dem ist nichts
hinzuzufügen und wer es dann noch immer nicht glauben will, der gehe in die
Museen. Denn derartige Zeugnisse der Doppelgeschlechtlichkeit in der
griechischen Kulturlandschaft, wo das Motiv des Hermaphroditos von den
griechischen Bildhauern und Malern in zahlreichen Statuen und Bildern verewigt
worden ist, finden sich beispielsweise insbesondere im Louvre-Museum zu Paris,
wo diverse Bronzen von Hermaphroditen mit hochgehobenen Kleidern in fast
pornografischen Posen zu sehen sind, sowie im römischen Museo Nazionale. Aber
ebenso sind in den niederländischen Antiken-Museen von Leiden und Amsterdam
verschiedene unbekleidete Statuen im doppelgeschlechtlichen Sinne zu bewundern,
d.h. mit Busen und weiblichen Körperformen aber mit Glied, ähnlich wie die
typische Louvre-Bronze mit Hermaphroditos, Satyr und Priapos. Weiter gibt es
solche Darstellungen gleichfalls im
Berliner Pergamon-Museum zu sehen, während das doppelgeschlechtliche Dionysos-Motiv
beispielsweise auch zu finden ist im berühmten „Relief Colonna“-Wandgemälde
(Colonna = römisches Adelsgeschlecht – siehe auch Stich von Montfaucon dazu).
Die Darstellung der „androgynischen Idee des Lebens“ findet sich als
doppelgeschlechtliches Hermaphroditos-Motiv weiter auch auf einem Gemälde in
der antiken römischen Stadt Herculaneum, die durch den Vesuv-Ausbruch 79 v.
Chr. verschüttet wurde.
Und denken wir an die
berühmte Legende um die Gottheit Hermaphroditos selber, Sohn der Gottheiten Hermes
und Aphrodite, und die damit verknüpfte Legende um die Salmakis-Quelle, über
die diese beiden Götter verfügten, dass fortan jeder Mann, der in der Quelle
baden würde, dem Wasser als „semi vir“ (halb Mann, halb Frau) entsteigen
sollte und weibliche Charakterzüge entwickeln würde. Ganz zu schweigen von der
ebenso berühmten Legende des Sehers Teiresias: männlich geboren, wurde
er von den Göttern in eine Frau und dann wieder zurück in einen Mann verwandelt
wurde....Schliesslich sei noch verwiesen auf das androgyne Gedankengut in
Platons „Gastmahl des Aristophanes“-Werk, in der es drei Geschlechter in
Kugelgestalt gab, d.h. neben den Männern und den Frauen auch noch die
androgynen Mann-Frau-Gestalten usw. – kurzum: die griechische Mythologie ist
unerreicht in ihrer kulturhistorischen Darstellung der „androgynischen Idee des
Lebens“
Kommen wir jetzt zu einer
ganz anderen zwischengeschlechtlichen Thematik und zwar zur Tatsache, dass bei
den Ur-Indianern Amerikas – und hier ganz besonders ausgeprägt bei den Indianern
Nord-Amerikas – es nicht zwei bzw. drei sondern gar vier Geschlechter gab
bzw. gibt, d.h. zusätzlich zu den beiden bestehenden Geschlechtern noch das des
sogenannten Weibmannes (Man-zu-Frau-TS) und das des Mannweibes
(Frau-zu-Mann-TS), wobei die Begriffe Weibmann und Mannweib übrigens aus dem
Standardwerk „Die Medizin der Talmudisten“ (Berlin/Leipzig 1885)
von Joseph Bergel stammen und noch allgemein gebräuchlich sind im
wissenschaftlichen Sinne. Die Berichte über die angetroffenen sozialen Zustände
und sexuelle Verhaltensweisen der dort ansässigen indianischen Prärievölker
stammen dabei hauptsächlich aus dem 18. und 19. Jahrhundert im Rahmen des
„Grossen Trecks“ auf dem nordamerikanischen Kontinent in Richtung Westen.
Verschiedene der dort
beobachteten Bräuche sind sogar bis in heutigen Zeiten, allerdings sehr
versteckt, erhalten geblieben, jedoch erst in neuerer Zeit ist ein echtes
Interesse der Amerikaner an ihren eigenen indianischen Ur-Kulturen
festzustellen. Für den grösseren Teil des alten Brauchtums dürfte dies jedoch
bereits zu spät sein: Die Ursprünglichkeit der Indianer ist weitgehend
verschwunden, die Anpassung an den westlichen Standards zu weit fortgeschritten
und das überlieferte Wissen in und ausserhalb der Reservate bereits grösstenteils
eliminiert worden. Diesbezüglich hat der siebenfach Oscar-gekrönte Spielfilm
Kevin Costners „Der mit dem Wolf tanzt“ die Botschaft der Indianer
(speziell der Sioux) – von mir als (naturverbundenes) „indianisches Denken“
bezeichnet - , wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt und zu einem
gewissen Umdenken geführt – viele alte Bräuche der indianischen Ur-Indianer
sind wieder sichtbar geworden und derart wurde beispielsweise auch der der
traditionelle „two-spirited-people“-Mythos (wieder-)belebt.
Hierzu sei im
erläuternden Sinne zu sagen, dass die spanischen „Conquistadores“
(Eroberer) nach der Entdeckung der Neuen Wel“ durch Christoph Columbus Ende des
15. Jahrhunderts dort auch die historische Institution des „bardaje“ antrafen,
inklusive einer allgegenwärtigen Homosexualität, gegen die die Spanier –
insbesondere der Klerus - gnadenlos vorgingen. Der erste spanische Historiker
der Neuen Welt, Pietro Martiere d’Anghiera, der den „Conquistador“ Vasco Nunez
de Balboa im damaligen Panama begleitete, wusste folgendes zu berichten (ich
zitiere):
„Widernatürliche
Unzucht: Vaschus (Vasco) fand das Haus dieses Königs verunreinigt durch die
abscheulichste widernatürliche Unzucht (sprich Analverkehr). Denn er fand des Königs Bruder und viele andere
junge Männer in Frauengewändern, elegant und weibisch gekleidet, welche dem
Bericht jener zufolge, welche in seiner Umgebung lebten, er mit
widernatürlicher Liebe missbrauchte. Von diesen befahl Vaschus etwa vierzig an
der Zahl seinen Kampfhunden zum Frass vorzuwerfen“
Dazu gibt es unzählige
Chroniken und Reiseberichte über diese spezielle Art der männlichen
Homosexualität vor allem in den höheren Kreisen – in Anlehnung an das arabische
Wort “bardaj“ bzw. „barah“ (Lustknabe, männliche Prostituierte, junger Gefangene)
wurden die dabei einbezogenen jungen Männer – mit sozialem Geschlechtswandel
und sich beim Geschlechtsverkehr passiv verhaltend – wie bereits vorher
erwähnt Bardaje genannt. So schrieb
Fernando de Ovieda in seiner „Historia general y natural de los Incas“ (ich
zitiere):
„In vielen Teilen des
Festlandes praktizieren die Indianer Sodomia. Sehr üblich ist die abscheuliche
Sünde wider der Natur sogar in der Oeffentlichkeit. Die Indianer, soweit sie
Häuptlinge sind oder dem Adel angehören und dergestalt sündigen, haben
Jünglinge, mit denen sie dieser verdammungswürdige Sünde frönen, und jene
willigen Jünglinge, sobald sie in der Schuld verfallen, kleiden sich in naguas
(Röcke), wie Frauen...und sie
legen sich Perlenketten und Armbänder und anderen Frauenschmuck an; sie üben
sich weder im Gebrauch von Waffen, noch tun sie etwas, was Männern angemessen
wäre, sondern sie verrichten die üblichen Aufgaben im Hause wie Fegen und
Waschen und sonstige weibliche Arbeiten“.
„Der Mann in
Frauenkleidern“, der Bardaje, war somit mehr oder weniger gesellschaftlich
anerkannt und da die Homosexualität besonders in den höheren Kreisen als solche
überaus
gesellschaftsfähig war,
bildete nur der soziale Status – inklusive der damit verbundenen
passiv-homosexuellen Rolle - das auslösende Element zum sozialen
Geschlechtswandel. Ähnliche Konstellationen finden wir auch heute noch bei
verschiedenen Stammesvölkern Mittel- und Süd-Amerikas wie beim Stamm der
Puelche im argentinischen Patagonien und bei den benachbarten Araukanern in Chile
(Machi-Status) aber auch in den arabischen Golfstaaten wie speziell Oman
(Xanith-Status).
Zurückkommend auf die
nordamerikanischen Ur-Indianer kann gesagt werden, dass hier die Existenz des
vorgenannten Bardajentums – dort Berdachen genannt – relativ ungestört
weiterleben konnte in den darauffolgenden Jahrhunderten, da die Spanier und
Portugiesen nicht so weit nördlich auf Dauer vordrangen. Das nordamerikanische
Berdachentum der Indianer war auch dort allgegenwärtig und zwar in einer
überraschenden Häufigkeit von bis 1:100 – allerdings waren die
Erscheinungsformen von Stamm zu Stamm stark varierend. Auch die Bezeichnungen
für die im Sinne Joseph Bergels als Weibmänner bezeichneten Personen waren sehr
unterschiedlich: So hiessen sie bei den Zuni-Völkern in der Gegend von Las
Vegas „La’mana“, die Indianer des Krähen-Stammes in Indiana nannten sie „Bote“
(wörtlich übersetzt: „weder Mann noch Frau“), die Navahos hatten die
Bezeichnung „Nadle“ oder auch „Nadleehè“, während die
Pueblo-Indianer die Institution des „Mujaredo“ („der zum Weib gemachte“)
kannten. Die heute allgemein übliche Bezeichnung „Winkte“ (vom Oglala-Wort
„winktepi“) ist neueren Datums und zwar seit das Berdachen-Phänomen in den USA
intensiver untersucht wurde (galt bis anhin nur als „indianische
Homosexualität“...).
Diesbezüglich ganz
intensiv unter die Lupe genommen wurde dabei der Stamm der Mohave, links und
rechts des Colorado-Flusses in Kalifornien und Arizona – die Berdachen wurden
dort „Alyha“ genannt und waren eingebettet in ein gesellschaftliches System
unglaublich freizügiger Sitten und Gewohnheiten, wobei sämtliche abweichenden
sexuellen Erscheinungsformen vertreten waren: Die Liste ihrer sexuellen Riten
und Freizügigkeiten liest sich fast wie ein pornografisches Sex-Handbuch aus heutigen
Zeiten.
Die Alyha-Berdachen waren
keineswegs – wie heute in den westlichen Gesellschaften normalerweise der Fall
– an den Rand der Gesellschaft gedrängt, sondern nahmen eine anerkannte
gesellschaftliche Stellung an, bis zur Position des „Medizinmannes“. Es gab
hierzu ein hochentwickeltes Initiationsritual, das sehr oft auf Basis
von Träumen der Mutter die Bestimmung der Alyha-Kandidaten festlegte. Die
Mohave glaubten, dass, wie sie sagten, „im Herzen des Kindes der Wunsch
entstand als Alyha zu leben“, es anfangen würde, sich auch anders zu verhalten
und beispielsweise die Spielsachen des eigenen Geschlechts bzw. dessen Kleidung
abzulehnen. Ein solcherart „betroffener“ Junge bevorzugte dann eben Puppen und
spielte damit wie ein Mädchen, während im umgekehrten Falle (gab es allerdings
wesentlich weniger) das Mädchen Puppen ablehnte und mit Pfeil und Bogen
spielte.
Abgesehen davon, dass
eine Alyha-Neigung somit als von höheren
Mächten initiiert angesehen wurde, so akzeptierte aber auch die indianische
Gesellschaft auf der Grundlage eines bereits im frühen Kindesalter (etwa 10
Jahre) ausgeklügelten Initiationsrituals den Übergang des männlichen Kindes in
die Gruppe der Frauen bzw. des weiblichen Kindes in die Gruppe der Männer – es
war dies alles bestens organisiert. Stets wurde jedoch auch scharf darauf
geachtet, dass die Rolle des angenommenen Geschlechts perfekt dargestellt wurde
und vom Moment der Initiation mussten die betreffenden „Transsexuellen mit
sozialem Geschlechtswandel“ (kann man/frau ruhig so sagen...) das Verhalten des
anderen Geschlechts dann auch bis in die kleinsten Einzelheiten kopieren –
„hört, hört“ kann ich dazu nur süffisant bemerken...!
Bei den Yurok-Indianern
waren die Berdachen – dort Wergern genannt -
überaus stark vertreten – es heisst gar, dass einer von hundert
Männern es in diesem Stamm vorzog die Rolle der Frau zu übernehmen, sowohl
in sozialer als auch in sexueller Hinsicht. Die Wergern-Berdachen wurden
hochverehrt und stiegen zu äusserst angesehenen Medizinmännern und sogar
Häuptlingen auf: ihnen wurden dabei oft auch die höchsten Ehren übertragen, die
diese festgefügten Stammesgesellschaften zu vergeben hatten, d.h. das Berühren
und Bestatten von Verstorbenen. Bei Begräbnissen und Trauerfeiern fiel ihnen in
der Folge normalerweise auch die Funktion des Vorsängers und Vortänzers zu. Ein
ganz tolles Buch mit vielen hochinteressanten Gegebenheiten zu dieser
indianischen Berdachen-Thematik ist übrigens die Dissertation der Ethnologin
Dr. Sabine Lang aus Hamburg mit dem Titel „Männer als Frauen, Frauen als
Männer. Geschlechtsrollenwechsel bei den Indianern Nord-Amerikas“ (Hamburg
1990).
Weiter fand ich bei der
Recherchearbeit für meine beiden TS-Bücher in einem taz-Artikel vom 08.03.1994
mit dem Titel „Weibmänner und Mannweiber“ viele hochinteressante
Einzelheiten über das derzeitige Berdachentum bei den Navaho-Indianern – sie
werden dort jetzt Nadleehè genannt. Der Stamm der Navaho-Indianer (eigener Name
„Diné“) ist übrigens der heute volksreichste (bis zu 160'000 Stammesmitglieder)
und durch Ölkonzessionen reichste indianische Gemeinschaft in den USA. Im
genannten Zeitungsartikel hiess es seitens des Nadleehès Wesley Thomas u.a.:
„Ein richtiger,
traditioneller Nadleehè (heisst
gewandelt) ist in der Navaho-Gesellschaft auch heute noch ein Mensch, der
als Mann geboren ist, aber zu hundert Prozent als Frau gilt. Nicht wegen seiner
sexuellen Vorlieben, sondern wegen der Arbeit, die er verrichtet. Dasselbe gilt
umgekehrt für weibliche Nadleehè, die als Mann leben und arbeiten“.
Aus dem Interview geht
weiter hervor, dass die Navaho-Indianer auch heutzutage tatsächlich noch vier
Geschlechter kennen: Die Frauen als das erste, die Männer als das zweite, die
Mannweiber als das dritte und die Weibmänner als das vierte (man/frau achte auf
die vielsagende Reihenfolge...!). Ausser dem biologischen Geschlecht („sex“)
gibt es im ebenbürtigen Sinne noch die soziale Geschlechterrolle („gender“) und
damit hoffentlich ein perfektes Abbild des jetzt aus den USA herübergekommenen
Transgender-Denkens in unseren Köpfen – lang, lang hat’s gedauert...!
Allerdings gibt es zu beachten, dass das
ursprüngliche indianische Berdachentum sich nur auf der Grundlage der damaligen
strengen, geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung indianischer Ur-Kulturen
entwickeln konnte – die entsprechende Spezialisierung war typisch indianisch
und heutzutage in den modernen Gesellschaften natürlich nicht mehr aufrecht zu
erhalten....
Die Nadleehès gelten als
sogenannte „two-spirited-people“, also als Wesen, die zwei „Geister“ oder
Seelen in sich vereinen, und gelten – wie in früheren Zeiten – als besonders
inspiriert und befähigt. Sie werden wie schon immer zu religiösen Handlungen
herangezogen und gelten in den Augen der Stammesmitglieder als „wohlhabend“ –
allerdings nicht mehr unbedingt im
materiellen Sinne wie einst sondern eher in der Bedeutung von „reich an
Wissen“. Eine sehr schöne Assoziation, die ich auch für mich in Anspruch
nehme:
Ich bin sozusagen ein
Nadleehè aus Maastricht zu Besuch beim Stamme der TXKöln-Indianer...
Weiter berichtet Wesley
Thomas, dass er feste Beziehungen zu männlichen Personen unterhält und dabei sein Nadleehè-Status
dominiert, d.h. der sogenannte Genderbereich in den Beziehungen ausschlaggebend
ist. Hierzu führt er aus:
„Wer schwul oder lesbisch ist, verkehrt mit Personen vom selben Sex und selben Gender. Wenn ich als Nadleehè einen Mann liebe, gehören wir zwar zum selben biologischen Geschlecht aber nicht zum selben sozialen Geschlecht. Wir werden eben nicht als gleichgeschlechtlich betrachtet. Ich werde ja auch nicht als Mann klassifiziert: ich bin eine Frau. Meine Lebenspartner sind deshalb auch keine homosexuelle sondern heterosexuelle Männer“.
So weit so gut, aber –
und das dürfte für die Ohren der hier Anwesenden vielleicht doch irgendwie
überraschend klingen – das Ganze („Theater“ hätte ich fast gesagt) geht soweit,
dass, würde Wesley Thomas als Weibmann eine (biologische) Frau lieben, er für
seine Familie und seinen Stamm dann geradezu als Homosexueller gelten würden.
Und das würde durchaus negativ sanktioniert werden...!
Und wie komme ich jetzt
zum Wirken Magnus Hirschfelds im kaiserlichen Berlin von vor hundert Jahren und
darauffolgenden republikanischen Jahren? Nun, von diesem berühmten Berliner
Sexualforscher der ersten Stunde (1868-1935) stammt die für die damalige
(wilhelminische) Zeit der überzogenen „Männlichkeit“ überaus provozierende aber
gleichzeitig auch weitsichtige Aussage:
Es ist dies ein
(Glaubens-)Bekenntnis, das wunderbar anknüpft bei der bereits besprochenen
„androgynischen Idee des Lebens“ und das auch deswegen zu meinem ganz
persönlichen Credo geworden ist (siehe auch hierzu
http://transmythos.wildsidewalk.com/ , HAMBURG).
Denn diese Aussage ist wahrhaft pures
„Transgender-Denken “ und bestens geeignet das in unserem gesellschaftlichen
Kontext so dominierende „männliche Prinzip“ der geschlechtlichen Eindeutigkeit
in die Schranken zu weisen.
Magnus Hirschfeld wurde
jedoch nicht nur hierdurch bekannt, sondern auch durch die Gründung 1919 des „Berliner
Institutes für Sexualwissenschaft“, das 1933 im Rahmen der damaligen
„Bücherverbrennung“-Aktionen von den Nazis geplündert und zweckentfremdet
wurde. Seine dort angesammelten über 12'000 Schriften wurden öffentlich auf dem
Scheiterhaufen in Brand gesteckt – damals munkelte man nichtzuletzt deswegen,
da im Institut viele Nazis als Patienten geführt wurden...
Im Rahmen seiner
vielschichtigen Sexualforschungsarbeiten waren besonders die von ihm
herausgegebenen „Jahrbücher für sexuelle Zwischenstufen“ wegweisend.
Bekannte Autoren darin waren – wie bereits erwähnt – u.a. „Professor L.S.M.A.
von Römer“ (ein Pseudnym) mit seinem bekanntesten Beitrag „Über die
androgynische Idee des Lebens“ in der Ausgabe 1903 II als auch Dr.
F.Karsch-Haack 1901 mit seinem viel beachteten Aufsatz „Uranismus oder
Päderastie und Tribadie bei den Naturvölkern“ (wobei – man höre und staune
– Tribadie ein Euphemismus ist für Frauenliebe – Man(n interessierte sich also
nicht nur für sich selbst damals!). Im Jahre 1911 erschien dann übrigens sein
Hauptwerk „Das gleichgeschlechtliche Leben der Naturvölker“, das
wegweisend werden sollte für die gesamte Naturvölker-Forschung in Europa im
Rahmen des blühenden weltweiten Kolonialismus jener Tage.
Magnus Hirschfeld
entwickelte um die damalig Jahrhundertwende
seine sogenannte Zwischenstufen-Theorie, in welcher er erstmals
die „Umkleidungstäter“ (ein herrliches Wort) von den Homosexuellen (in
Krafft-Ebings „Psychopathia Sexualis“ noch „Konträrsexuellen“ genannt) löste
und für sie die Bezeichnung „Transvestiten“ vorschlug – dies geschah in
seinem bekanntesten Werk „Die Transvestiten“ (Berlin 1910). In seiner ca
2'000 Seiten umfassende sexualwissenschaftliche Abhandlung „Geschlechtskunde“
sieht Hirschfeld dann erstmals den Wunsch nach Geschlechtsumwandlung (also den
chirurgischen Geschlechtswandel) als eine Form des „Extremen Transvestitismus“.
Die Bezeichnung „Transsexualismus“ wurde 1923 zum ersten Mal von ihm
verwendet, allerdings gekuppelt am Transvestitismus-Begriff und ohne eine
nähere Definition zu benennen: Es ging um die Frage ob der Transsexualismus die
oberste Form des Transvestitismus darstelle oder der Transvestitismus die
unterste Form des Transsexualismus...Letztere Form sollte dann nach dem Zweiten
Weltkrieg vom amerikanischen Sexualforscher Harry Benjamin, einem Bekannten
Hirschfelds, in seinem zu jener Zeit bahnbrechenden Werk „The transsexual
phenomenon“ (New York 1966) zur bahnbrechenden „Erfindung“ der
Transsexualität als eine neue Geschlechtlichkeit, weit weg von der
Homosexualität – und damit weit vom sozusagen vor der Haustür liegenden
indianischen Berdachentum -
hochstilisiert werden...Oder wie es der Berliner Sexualwissenschaftlicher
Rainer Herrn 1995 in einem Aufsatz
ausdrückte: „Vom Geschlechtsverwandlungswahn zur Geschlechtsumwandlung“.
Zurückgehend zu
Hirschfeld möchte ich noch zitieren, was dieser zum sogenannten
Transsexualismus seiner Couleur damals schrieb:
„Die stärksten Formen
des totalen Transvstitismus finden wir bei denen, die nicht nur ihr
künstliches, sondern auch ihr natürliches Kleid, ihre Körperoberfläche,
andersgeschlechtlich umgestalten möchten (...). Den höchsten Grad dieser
körper-transvestitischen Zwangszustände beobachten wir bei denen, die eine mehr
oder weniger vollständige Umwandlung ihrer Genitalien anstreben, vor allem also
ihre Geschlechtsteile nach ihrer Seele formen wollen. Voran steht bei
transvestitischen Frauen die Beseitigung der Menstruation durch Entfernung der
Eierstöcke, bei transvestitischen Männern die Kastration. Diese Fälle sind viel
häufiger als man früher auch nur im entferntesten ahnte...“ Wohlgemerkt: dies wurde bereits vor 100 Jahren
gesagt...!
Zu Anfang der 20er Jahre
wurden die im Hirschfeldschne Sinne als „Extreme Transvestiten“ bezeichnete
Personen – zunächst auf eigenem Wunsch und unter Belehrung der Folgen – ein-
oder zweiseitig kastriert – geübt in derartigen Eingriffen waren die Chirurgen
der Berliner Charité bereits durch Genitaloperationen an verletzte
Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg. Der damalige Kapazität auf dem Gebiet der
Genitalchirurgie Richard Mühsam berichtete 1926 über einen von Magnus
Hirschfeld an ihn überwiesenen Patienten, an dem ein erster Versuch zur jetzt
auch plastischen Operation durchgeführt wurde – dies nachdem der Transsexuelle
(damals noch Transvestit genannt) zuerst 1920 kastriert und dann 1921 gar
Eierstöcke eingepflanzt bekommen hatte. Auch dieser Auswuchs einer grenzenlosen
„illusio virilis“-Hybris gab es also bereits damals...
Über die erste komplette
Genitalumwandlung im Sinne des Transsexualismus-Credo unserer Tage berichtete
Felix Abraham 1931 dann in seinem Aufsatz „ Genitalumwandlung an zwei männlichen
Transvestiten“. Doch die wohl spektakulärste „Geschlechtsumwandlung“ fand
im gleichen Jahr in Dresden statt, wo die Dänin Lili Elbe – vormals der
dänische Dichter Einar Wegener – mit ihrer Biographie „Ein Mensch wechselt
sein Geschlecht: eine Lebensbeichte“ viel Aufsehen erregte in den
Medien – ein Jahr später war sie allerdings tot...!
Nach dem Zweiten
Weltkrieg folgte 1952 in Kopenhagen dann die weltweit für Aufregung sorgende
„Geschlechtsumwandlung“ der (wiederum) Dänin Christine Jörgensen (ehemals der
GI George Jörgensen) - die Schlagzeilen beispielsweise der „New York Daily
News“ lauteten „EX-GI BECOMES BLONDIE“ und „Operation Transform Bronx
Youth“. Wobei Christine Jörgensen (1992 verstorben) sich übrigens äusserst
geschäftstüchtig zeigte in der Vermarktung ihres in den Augen der
Öffentlichkeit doch sensationellen Schrittes – sie war sozusagen fortwährend
„on tour“ mit sich selbst und ihrer Geschichte. Schliesslich geriet 1974 noch
die Engländerin Jan Morris mit ihrem Erlebnis-Buch „Conundrum“ in den
Blickpunkt der Öffentlichkeit – darin berichtete die heute als Historikerin
lebende Jan Morris (die einst als Mann den Mount Everest bestiegen hatte...) in
ziemlich idealisierter Form über ihre Erlebnisse in der Casablanca-Klinik des
Transsexer-Chirurgen Charles Burou, der Erfinder des „Stülp“- bzw.
„Handschuh“-Prinzips bei der chirurgischen Anpassung von
Mann-zu-Frau-Transsexuellen. Merke: die Verwendung des (heutigen) Begriffes (Geschlechts-)Anpassung
statt (Geschlechts-)Umwandlung kommt der Realität der Dinge schon viel
näher..Wer übrigens heute bei der Suchmaschine google.de den Begriff „Dr.
Charles Burou“ eingibt bekommt etwa 5'100 Resultate, darunter ganz ausführliche
hochinteressante Websites über die historische Entstehungsgeschichte der
Transsexualität ähnlich wie ich diese
Euch hier in Kurzform zu vermitteln suche...
Ja, und anschliessend
setzte in den USA der heute als sagenhaft erscheinende „Umwandlungs-Boom“
ein: Im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ („american dream“) stieg man
(Mann!) gross ein und Namen wie Harry Bejamin, John Money, Robert Stoller, G.W.
und C. Socarides, John Hopkins Hospital in Baltimore, Mount-Sun-Rafael-Hospital
in Trinidad (Colorado) mit dem Transsexer-Chirurgen Stanley Biber usw. wurden
zu Synomymen einer dort einsetzenden, sprunghaften Ausuferung der
transsexuellen Idee - und deren (nahtlose) Transformation in die chirurgische
Wirklichkeit: „Anything goes“ war die wahrhaft schrankenlose Devise, wenn es um
die (angebliche) „Auswechselbarkeit der Geschlechter“ ging.
Schliesslich kam das auf
Harry Benjamin basierende USA-Transsexualismus-Phänomen – sozusagen über den
amerikanischen „Umweg“ – dann in den auslaufenden Wirtschaftswunder-Zeiten nach
dem Zweiten Weltkrieg wieder zurück nach Deutschland bzw. Europa – es folgten
die ersten transsexuellen Gesetzgebungen, u.a. in Schweden (1972), in der DDR
(1974), in der BRD (1981 mit „kleiner Lösung“ (Vornamensänderung im
Rahmen des sozialen Geschlechtswandels) und „grosser Lösung“
(Personenstandsänderung im Rahmen der chirurgischen Anpassung)), Italien
(!982), Holland (1984), Luxemburg (1989) usw.. Aber auch die Gründungen der
verschiedensten Transsexuellen-Selbsthilfe-Organisationen waren die Folge – und
damit auch der Umstand, dass dieselben meistens nicht die Lösung des
(Beratungs-)Problem waren sonder das Problem selber ( falscher
„Guru“-Aktionismus). Das ganze Hin und Her hat
inzwischen zu einem erheblichen Imageverlust in der Öffentlichkeit
geführt (nichtzuletzt wegen der durchwegs schrecklichen „Talkshow“-Figuren aus
der „TS-Büchse der Pandora“...) und sich – wie zu Anfang aufgezeigt –
allmählich auch in die (Schein-)Welt des Internets verlagert. Die in Thailand
demnächst geplante Direktübertragung von „sex-change“-Operationen durch das
Fernsehen dürfte in einem solchen Sinne gleichfalls zu einer weiteren
Kommerzialisierung bzw. Stigmatisierung des Geschlechtswandel-Phänomens führen
- nichtzuletzt durch die bereits jetzt
angebotenen (preiswerten) „all in“-Umwandlungs-Pakete....
Was soll ich Euch noch
sonst erzählen über die Euch allen wahrscheinlich bestens bekannte Gegenwart? Vielleicht
im nachdenklichen Sinne hervorheben, was im Beitrag „Ein Traum von Mädchen“
in der Hamburger Zeitung „Die Zeit“ vom 27.05.2004 mit den ersten beiden Sätzen
bereits vielsagend geunkt wird: „Mit Hilfe von Hormonen darf ein 13-järiger
sein Geschlecht wechseln. Die Behandlung ist umstritten – und
unumkehrbar“? Soll man/frau so einfach zur Kenntnis nehmen, dass jetzt auch
an der Hamburger Universitätsklinik die „Quadratur des
(Geschlechtswandel-)Kreises“ versucht wird, genauso wie solche hormonalen
„Menschenversuche“ nun schon seit vielen Jahren vom Genderteam der Freien
Universität von Amsterdam (Transsexerin Cohen-Kettenis als treibende Kraft) an
niederländische Androgyn-Kindern im frühen Schulalter vorgenommen werden? Oder
soll ich von der grossen Blamage des USA-Sexualforschers John Money erzählen,
dessen damals für unerschüttlich gehaltenes Credo der „problemlosen“
Auswechselbarkeit des Geschlechter im Sinne des „nurture“-Ansatzes durch den
Freitod seines Paradepferdchens David Reimer Ende 2003 gnadenlos entlarvt
worden ist? Ein „Teiresias“-Schicksal, diesmal nicht von den alten
Griechen-Göttern inszeniert sondern durch Zutun moderner „Götter in Weiss“
regelrecht „verschuldet“ als bedauernswerte ( Spät-)Folge einer unsagbaren „illusio
virilis“-Hybris der (amerikanischen) Nachkriegsjahre? Oder soll ich Euch
erzählen von der grossen amerikanischen Star-Fotografin Annie Leibovitz, die
Ihre Karriere begann bei den Society-Blättern „Rolling Stone“, „Vanity Fair“
und „Vogue“, das Geschlecht wechselte und ihr letztes wunderbares Fotobuch „Annie
Leibovitz: Women“ kurz nach dem Jahrtausendwechsel auf einem Empfang in
Weissen Haus persönlich an „womanizer“ Bill Clinton abliefern durfte?
Aber wie gesagt, aus den
USA kommen glücklicherweise im Rahmen des Transgender-Denkens nun endlich immer
kritischere Töne herüber - sozusagen weg von der Chirurgie und wieder hin zur
Tradition der „androgynischen Idee des Lebens“. Oder anders gesagt „Couch statt
Skalpell“, wobei nichtzuletzt 2003 erhebliche Unruhe in den USA entstanden ist
durch das Buch „The Man Who Would Be Queen –The Science of Gender-Bending
und Transsexualism“ vom Autor Michael Bailey (Joseph Henry Press,
Washington D.C. 2003) – die niederländische Zeitung „De Telegraaf“ titelte
hierzu „De hype van vandaag is het schandaal van morgen“ (der
Hype von heute ist der Skandal von morgen)....
Denn wie zu Anfang
bereits gesagt: „Das Wandeln zwischen den Geschlechtern ist so alt wie die
Menschheit...!“- „und das ist gut so“ (frei nach Wowereit). Allerdings wird
die in Tausenden von Jahren entstandene männlich-patriarchalische
Eindeutigkeits-Hybris nur schwer zu knacken sein, nichtzuletzt auch da im
gesellschaftlichen Sinne allmählich ein (patriarchalisch-religiös initiierter)
„Rechtsruck“, vor allem in den USA,
sich durchzusetzen beginnt - da kommt noch einiges auf uns zu ...!
Tröstlich in diesem Zusammenhang dürfte da allerdings wieder sein, dass der bekannte amerikanische
Sex-Aufklärer und Sexualforscher Alfred Kinsey (1894-1956) im damaligen FBI-Chef Edgar J. Hoover
direkt nach dem Zweiten Weltkrieg einen erbitterten Gegner besass, der ihn
gnadenlos verfolgen liess und dicke Akten über ihn anlegte. Aber der gleiche
Edgar J. Hoover – der im Büro den harten fundamentalistischen „Kerl“ gab –
tanzte nachts in Frauenkleidern durch die Schwulenbars, sozusagen als „Rumpelstilzchen“-Berdache
und als bester Beweis für den auch heute noch intakten sprichwörtlichen
amerikanischen Doppelmoral..!
Ich danke für Eure
Aufmerksamkeit.
http://transmythos.wildsidewalk.com/
im Bürgerhaus Stollwerck
Auf Einladung der
TXKöln-SHG.
„D e r
M e n s c h
i s t n i c h t
M a n n
o d e r W e i b
s o n d er n
M a n n
ù n d W e i b“
Magnus Hirschfeld (1868 – 1935)